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RÜCKBLICK - GEDENKFEIER GEGEN DAS VERGESSEN
„Eine Verpflichtung gegenüber den Opfern“
Gedenkfeier zum 85. Jahrestag der Reichspogromnacht in Bad Salzuflen und Schötmar Zum 85. Jahrestag der Reichspogromnacht hat der„Bad Salzufler Ratschlag für Vielfalt, Toleranz und Respekt“ am 9. November wieder eine Gedenkfeier am Mahnmal der ehemaligen Synagoge in der Mauerstraße veranstaltet. Über 200 Besucherinnen und Besucher fanden sich am Standort des in der Reichspogromnacht erheblich beschä digten und später auf Kosten der jüdischen Gemeinde abgerissenen Gotteshauses ein. „Ratschlag“-Sprecher Pfarrer Andreas Gro nemeier führte durch das Programm, bei dem es auch zwei Redebeiträge gab. Jan Christian Pinsch, evangelischer Vorsit zender der Gesellschaft für Christlich-Jüdi sche Zusammenarbeit in Lippe und an den Universitäten Paderborn und Würzburg in der antisemitismuskritischen Bildungsar beit tätig, sprach über die Notwendigkeit einer lebendigen Erinnerungskultur und
aktuelle Herausforderungen des Antise mitismus. Er betonte in Anlehnung an den Philosophen Walter Benjamin die „doppel te Bewegung der Geschichtsbetrachtung“, wonach die Vergangenheit nichts Abge schlossenes sei, sondern immer auch eine gegenwärtige und zukünftige Dimension beinhalte. Der Theologe erklärte: „Die heutige Gene ration wie auch die zukünftigen Genera tionen haben keine Schuld an dem, was damals geschehen ist. Wir tragen jedoch eine Verantwortung, dass es niemals wie der geschieht. Wenn wir diese Verantwortung missach ten, ja, dann machen wir uns schuldig.“ Antisemitismus sei mit dem Untergang des Nationalsozialismus nicht verschwunden, sondern zeige sich heute in vielen neuen Facetten, die aber vielfach jahrhunderteal te Hassbotschaften transportierten. Das Gedenken an die Reichspogromnacht sei daher „keine bloße Reise in die Vergan-
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